Ambulantisierung und Entbudgetierung

Ambulantisierung und Entbudgetierung

Virchowbund fordert Entbudgetierung aller Fachgruppen 

Die Bundeshauptversammlung des Virchowbundes hat am vergangenen Wochenende eine Reihe von Leitanträgen verabschiedet. Der Virchowbund hat von den Regierungsparteien eine „nachhaltige Entbudgetierung“ aller ärztlichen Fachgruppen gefordert. Die geltende Budgetierung verfehle ihren Zweck und sorge unter den Bundesländern und den Fachgruppen für Ungerechtigkeiten. So liege die Auszahlungsquote der Hausärzte je nach Bundesland zwischen 74 und 104,6 Prozent. Die südlichen Bundesländer würden zudem gegenüber den ärmeren Ländern im Norden und Osten benachteiligt. (Lesen Sie auch: Honorar steigt um 3,85 % im Jahr 2024)

Weiterbildung

Die Hauptversammlung forderte zudem, die ärztliche Weiterbildung und ihre Finanzierung an die zunehmende Ambulantisierung des Gesundheitswesens anzupassen. Die strukturellen und finanziellen Bedingungen der ärztlichen Weiterbildung seien daher in nächster Zeit dringend neu zu entscheiden, heißt es in einem entsprechenden Antrag.

Schon in der Vergangenheit habe sich gezeigt, dass eine Verlagerung von Operationen in den ambulanten Bereich ohne Folgeregelung für die Finanzierung der Weiterbildung „unmittelbar in einen eklatanten Ärztemangel“ geführt habe. Dies sei zum Beispiel bei den Augenärzten der Fall. Der Gesetzgeber müsse daher die Finanzierung der Weiterbildung unabhängig von der Weiterbildungsstelle neu regeln.

Ambulantisierung

Die Entbudgetierung der ärztlichen Leistungen sei lange überfällig und dringend notwendig, betonte auch der KBV-Chef Gassen. Ebenso wichtig sei, das Gesundheitssystem insgesamt zu stabilisieren. So müssten auch „an der einen oder anderen Stelle Reformen angestoßen“ werden. Die Krankenhausreform sei seit Jahren, fast Jahrzehnten verzögert worden.  Aber nicht alle der 2000 Krankenhäuser hätten in der Versorgungslandschaft als Krankenhaus eine Zukunft, „weil einfach der Bedarf nicht da ist“.

Deshalb müsse die Ambulantisierung vorangetrieben werden. Allerdings müssten dabei gleiche Rahmenbedingungen geschafft werden, „für alle, die diese neue ambulante Versorgungsschiene dann leisten wollen und sollen“.

Auch wenn ein großer Teil von Eingriffen heutzutage ambulant in einem Nicht-Krankenhaus-Setting geschehe, gebe es unverändert Eingriffe, die stationär erbracht werden müssten, betonte Gassen. Dafür brauche es weiterhin leistungsfähige und sowohl finanziell als auch personell gut ausgestattete Krankenhäuser. Deshalb dürfe weder im ambulanten noch im stationären Bereich mit „einem Dauer-Sparprogramm“ fortgefahren werden.

Gassen kritisierte darüber hinaus erneut die kontinuierliche Unterfinanzierung der ambulanten medizinischen Versorgung. „Im Grundsatz geben wir seit rund 30 Jahren einen Dauerrabatt auf alle ärztlichen Leistungen. Das ist sicherlich einzigartig, das gibt es in keiner anderen Branche“, sagte Gassen und stellte klar: „Und das ist auch nicht mehr tragfähig.“

Auch in den schwierigen vergangenen Jahren, „in denen man versucht hat, alle Branchen zu stützen“, habe man eine der wichtigsten, nämlich die ambulante Versorgung, „ein bisschen außen vorgelassen“. Doch es setze sich nunmehr die Erkenntnis durch, „dass das ein Spiel mit dem Feuer ist“, betonte Gassen und fügte hinzu: „Wenn die haus- und fachärztliche Versorgung in den Praxen wegbricht, dann bricht die Versorgung für 83 Millionen Menschen weg.“

Quelle: Ärzte Zeitung Pressemitteilung vom 22.10.2023 


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